Achtung vor Kopien und Billigprodukten! Worauf Sie beim Kauf eines Laguiole achten sollten.Leider stammt ein erheblicher Teil der im Markt angebotenen Laguioles
nicht aus Frankreich, geschweige denn aus einer Schmiede. Vorsicht ist
also geboten. Solange Sie sich an die nach-
folgend aufgeführten Empfehlungen halten, liegen Sie in punkto Authentizität, Tradition, Qualität und Garantie richtig.Laguiole: Original oder Fälschung?Laguiole ist nicht eine Schmiede. Laguiole ist auch nicht eine Marke.
Laguiole kann daher nicht grundsätzlich Original oder Fälschung sein.
Leider.Laguiole ist zunächst der Name eines 1.200 Seelendorfs in Frankreich
und der Name eines sehr guten Käses. Weiterhin ist Laguiole lediglich
ein generischer Gattungsbegriff für eine bestimmte Messerform, der also
rechtlich nicht geschützt ist. Warum das so ist, liegt in einer langen
und komplexen Geschichte begründet, die an dieser Stelle den Rahmen
sprengen würde.Für Laien ist der Markt undurchsichtig: Allein in Frankreich existieren
134 Unternehmen, die Messer und andere Produkte unter dem Begriff
Laguiole fertigen. Nicht jedes dieser Unternehmen ist eine Manufaktur
oder eine Schmiede. Darüber hinaus werden im Fachhandel, über
Online-Auktionsplattformen sowie über diverse Websites Laguiole
Fälschungen (Plagiate/Repliken von geschützten Mustern) bzw. Produkte
minderwertiger Qualität angeboten. Diese Messer tragen zwar den Namen
Laguiole, werden jedoch meistens in Billiglohnländern wie Pakistan oder
China sowie neuerdings auch in Europa aus billigstem Material
maschinell hergestellt. Verkauft werden sie als "direkt aus Frankreich
importiert" und als "Original Laguiole", ggf. sogar unter dem
französisch klingenden Namen einer erfundenen Messerschmiede, die also
in Wahrheit gar nicht existiert. Und zu guter Letzt liegt einigen
dieser Messer sogar ein selbst erstelltes, absolut nichts aussagendes
und rechtlich unbedeutendes "Zertifikat" bei.Aus diesem Grund bürgt der Name Laguiole allein leider nicht für
Authentizität, Qualität und Garantie. Dies gilt auch für die
traditionelle Laguiole Biene.Noch komplizierter: Ein Laguiole muss nicht zwingend aus dem
französischen Ort namens Laguiole selbst stammen. Die mit Abstand
meisten Laguioles werden seit Generationen in der etwas nördlicher
gelegenen Stadt Thiers bzw. in der unmittelbaren Umgebung gefertigt.Ein letzter Punkt: Ein Güte- oder Qualitätssiegel gibt es nicht. Die
Markierung "LOG" ("Laguiole Origine Garantie") ist kein
allgemeingültiges Erkennungszeichen für authentische, handgefertigte
und qualitativ hochwertige Laguioles. Sie ziert die Klingen der Messer
aus einem Unternehmen namens "Forge de Laguiole". Nicht mehr und nicht
weniger.Eine Frage der Ehre: Ich selbst bin im Süden Frankreichs aufgewachsen,
habe dort 14 Jahre lang gelebt und bin seither beruflich und privat eng
mit dem Land verbunden, das mir sehr ans Herz gewachsen ist. Aus diesem
Grund ist mir persönlich daran gelegen, dass Herkunft, Tradition und
Qualität authentisch französischer Handwerkskunst gewährleistet und
gewürdigt werden (so ist mir auch wirklich wichtig, dass zum Beispiel
der Bordeaux den ich trinke, tatsächlich aus Bordeaux stammt - und
nicht aus Pakistan).Laguiole Kaufkriterien – Worauf Sie achten sollten
Bevor Sie sich für den Kauf eines Laguiole entscheiden,
empfehle ich Ihnen, auf folgende Kriterien zu achten: Das wichtigste
Kriterium: Die Nennung der herstellenden Schmiede. Prüfen Sie die Existenz der
Manufaktur, d. h. nehmen Sie im Zweifel Kontakt mit ihr auf oder erkundigen Sie
sich in neutralen Foren (bspw. im "Messerforum"). Von den derzeit 134 Laguiole Schmieden und Manufakturen in Frankreich
gibt es vier große Namen, die mit ihrem Namen und ihren Produkten für
Authentizität, Tradition, Qualität und Garantie stehen: Arbalète G.
David, Fontenille Pataud, Forge de Laguiole und Laguiole en Aubrac.
Darüber hinaus gibt es noch zahlreiche kleine Schmiede, oft
Ein-Mann-Betriebe, die ebenfalls exzellente Arbeit leisten.Grundsätzlich
den sichtbaren Namen und/oder das Logo der Schmiede auf der Klinge, und zwar
geprägt/ gestanzt, nicht aber gelasert. „Laguiole" allein reicht nicht aus,
zusätzlich muss das Logo erscheinen (bei Arbalète G. David ist es die Armbrust
= frz. Arbalète). Bei Sommelierbestecken befindet sich das Logo in der Regel
auf dem Kapselheber. Bei Damastklingen befindet es sich in der Regel auf dem
Klingenhals, leicht verdeckt von der Mitre (Heftbacke), damit das Damastmuster
nicht „gestört" wird.Eine Herkunftsgarantie („garantie d'authenticité")vom Verkäufer in Form
einer rechtlich bindenden Erklärung auf der Rechnung: Das Messer wurde
vollständig von der Schmiede selbst in Frankreich handgefertigt.
Weitere "Papiere" (Zertifikate etc.) sind keine ausreichende Garantie,
da sie nur zu leicht kopiert, gefälscht oder gar erfunden werden können.Eine auf die Klinge sowie einen Reparaturservice von der Schmiede selbst
(„service après vente"). In dem Zusammenhang: Die Klinge eines
authentischen Laguiole Messers besteht traditionsgemäß aus 12C27 Stahl
oder aus Damaststahl. Von Messern mit Klingen aus anderen Stählen (440,
420,...) ist abzuraten. Bei Steak-, Tafel- und Küchenmessern sowie bei
Bestecken werden andere Stahlsorten verwendet. Hier sollten Sie
ebenfalls auf die Qualität und die Verarbeitung achten (z. B. kein
Wellenschliff bei Klingen von Steakmessern).Einen nachvollziehbaren
Preis: Es ist eine Illusion zu glauben, ein hochwertiges, von qualifizierten
Fachleuten handgefertigtes Produkt zu einem Niedrigpreis kaufen zu
können, bspw. ein Laguiole Taschenmesser unter 50,- Euro. Umgekehrt:
"Limitierte Auflagen" mit nummerierten Messern sowie "Editionen" und
ähnliches gibt es bei seriösen Schmieden grundsätzlich nicht. Solche
Angebote suggerieren Knappheit und treiben den Preis in die Höhe. In
dem Zusammenhang: Laguiole Schmieden stellen Messer her, aber niemals
Uhren, Feuerzeuge, Stifte, Aschenbecher, Wecker, Gläser,
Präsentationsständer, Schlüsselanhänger, Weinkühler usw. Derartige
Billigprodukte stammen aus Fernost und haben mit
der Laguiole Tradition, mit Handarbeit und mit den übrigen zuvor
genannten Kriterien nichts, aber auch gar nichts zu tun.Zum Schluss: Einem wertvollen Laguiole vergibt man einen klassischen, das heißt
einen eher „altmodischen" Frauennamen (Lucienne, Joséphine, Mireille,
Antoinette usw.). In dem Zusammenhang: Sog. "Messer-Taufen" die über
Internet (kostenpflichtig) angeboten werden, sind weder "authentisch"
noch seriös. Ob ein Laguiole einen Namen erhält und wenn ja, welchen,
ist die vertrauliche Angelegenheit des Besitzers.Empfehlenswerte Laguiole Schmieden/ ManufakturenIch kenne die renommierten französischen Laguiole Manufakturen sehr gut. Von den derzeit 134 Laguiole Schmieden in Frankreich gibt es vier
renommierte Manufakturen, die qualitativ in etwa auf einem Niveau
liegen, alphabetisch: Arbalète G. David, Fontenille Pataud, Forge de
Laguiole und Laguiole en Aubrac. Chateau Laguiole/SCIP (Guy Vialis) ist
ebenfalls eine exzellente Adresse, allerdings nur für Laguiole
Sommelierbestecke.
Eine klare Empfehlung für die eine oder andere Schmiede kann es
nicht geben. Es ist vor allem eine Frage des Geschmacks. Klinge, Heft,
Ressort, Biene etc. werden von Schmiede zu Schmiede etwas
unterschiedlich verarbeitet. Im Ergebnis unterscheiden sich die Messer
leicht in Form und Haptik. Darüber hinaus gibt es noch zahlreiche
kleine Schmieden, oft Ein-Mann-Betriebe, die ebenfalls exzellente
Arbeit leisten. Wenn Sie einmal wieder nach Frankreich fahren, empfehle ich Ihnen eine Reise in die Auvergne, insb. nach Thiers und dort ins Laguiole-Museum.
Abgesehen von der traumhaften Landschaft (Berge, Seen, Vulkane…) und
dem hervorragenden Essen, sind dort die renommierten Laguiole Schmieden
ansässig.Für Fragen stehe ich gerne zur Verfügung.Dr. Max Lennertz
Orignal From: Laguiole Kaufkriterien - Worauf Sie achten sollten.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen